Blutrache
 
Altes Testament
 

Gewalt gibt es seit Menschengedenken. Auch die Menschen zur Zeit des Alten Testamentes waren nicht frei davon. Es gab damals schon, ehe es richterliche oder polizeiliche Gewalt gab,  Bestrebungen des Volkes Israels, den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen. Neben der Steinigung für bestimmte schwere Vergehen war die Blutrache solch ein Strafakt. Da das Blut im Alten Testament Sitz und Quelle des Lebens war, stand es unter dem besonderen Schutz Gottes.  Die Blutrache war somit Pflicht (Num. 35,19), sie oblag dem Sippenverband. Der nächste männliche Verwandte musste den Mörder oder an dessen Stelle ein anderes Mitglied von dessen Sippe töten. Die Blutrache stellte den einzigen Schutz gegen die Angriffe fremder Sippen dar, denn mit einem Angriff gegen ein Mitglied einer fremden Sippe machte man sich die gesamte Sippe zum Feind und musste mit Rache rechnen. Die Blutrache schützte also das Leben des einzelnen Menschen, stellte es unter den Schutz Gottes und stärkte die Gemeinschaft. Das war ein Vorteil. Dagegen standen schwerwiegende Nachteile. Es bestand die Möglichkeit der Kettenreaktion von Rache und Gegenrache. Dabei wurde die Rache nicht nur auf den Täter, sondern auch auf ein beliebiges Mitglied der Sippe angewandt. (Gen. 34,1-31). Im Extremfall wurden ganze Sippen ausgerottet. Um die tödlichen Folgen der Blutrache zu bannen, erhält bereits Kain von Gott ein Mal (Gen.4,15). Auch König David spricht sich gegen die Blutrache aus (2.Sam. 14,5-11).
Es gab auch damals schon die Unterscheidung zwischen Mord und Totschlag (Ex. 21,13) und Asylstädte für Täter, die einen Menschen unbeabsichtigt getötet hatten (Dtn. 4,41-43).